Nach rund 3,5 Monaten entlang der andalusischen Atlantikküste haben wir in Tarifa nun den südlichsten Punkt auf dem Festland von Europa erreicht und damit gleichzeitig die Grenze zwischen Atlantik und Mittelmeer. Und auch wenn wir uns das Ganze eigentlich „nur mal kurz“ anschauen wollten, wegen der Fülle aber nicht so lange bleiben wollten, kommt es natürlich wieder anders: Am Ende genießen wir den ganzen Monat gleichermaßen das Beachlife und das Stadtleben in Tarifa – und bekommen mal wieder überraschend Besuch!
Auf nach Tarifa
Zum Monatsbeginn stand erstmal ein Großeinkauf auf dem Programm, vor allem Hundefutter. Denn unser 30 kg Vorrat aus Portugal war nun fast aufgefuttert und da TomTom nur getreidefreies Futter verträgt, müssen wir immer rechtzeitig nach Nachschub schauen. Deshalb ging‘s vom Bolonia Beach mit einem kurzen Schwenk über einen Stellplatz mit Möglichkeit zum Wasser ver- und entsorgen direkt nach Tarifa. Hier hatten wir nämlich einen Hundefutterladen mit entsprechendem Futter gegoogelt. Anschließend noch ein Großeinkauf im Supermarkt und wir waren bereit für den nächsten Strandplatz.
Tarifa ist ja das absolute Mekka für Surfer und Kiter und entsprechend voll mit Vans. Trotz des großen Andrangs ist das Freistehen hier sehr entspannt – wir fanden einen netten Platz direkt am Stand. Natürlich steht man hier nirgendwo alleine und insbesondere zum Wochenende wird es richtig voll, da dann auch alle Spanier mal mit ihrem Wohnmobil auf Tour gehen. Und auch in den Beachbars geht es dann richtig ab – sprich: geräuschempfindlich sollte man am Wochenende auf diesen Plätzen nicht sein! Unter der Woche ist es allerdings sehr ruhig und friedlich, da viele Mitsteher den ganzen Tag auf dem Wasser verbringen und abends meist total kaputt ins Bett fallen. Und: Wir haben hier wirklich nette Begegnungen mit anderen Reisenden gehabt – die ein oder andere ging feuchtfröhlich bis in die Nacht 😉
Apropos feuchtfröhlich: Auch wir haben natürlich die schon erwähnten Beachbars in unserer Nachbarschaft besucht, da man hier nicht nur einen kühlen Drink, sondern auch einen tollen Blick auf die marokkanische Küste genießen kann. Sie ist an dieser Stelle nur rund 15 km Luftlinie entfernt und wirkt – je nach Wetterlage – wirklich zum Greifen nahe. Besonders nachts sind die Lichter auf der anderen Seite ein tolles Schauspiel. Und ein paar Tage haben wir den Platz fast für uns, da der Levante mal wieder richtig stark bläst und die meisten sich aus der unmittelbaren Staubschneise entfernt haben – wir stehen zum Glück ein bißchen geschützt hinter einem Bambusfeld.
Ein weiterer großer Vorteil unseres Platzes ist neben dem direkten Stand- und Meerblick der sich unmittelbar daran anschließende Streifen mit Pinienwald. Hier gibt es lauter Sitz- und Grillgelegenheiten, aber vor allem Schatten. Angesichts der stetig steigenden Temperaturen die perfekte Umgebung für unsere Gassigänge, da es in der prallen Sonne für TomTom viel zu heiß ist. Während der zwei Wochen, die wir hier stehen, erreichen die Temperaturen tagsüber teilweise 35 Grad und auch nachts kühlt es höchstens auf 22 Grad ab – deshalb bekommt TomTom auch einen Sommer-Haarschnitt 😉 Aber zum Glück können wir über unsere große Dachluke für ordentlich Durchlüftung sorgen, so dass es sich gut aushalten lässt – schließlich sind wir ja auch am südlichsten Punkt vom europäischen Festland.
Zwischen den Meeren
Sightseeing ist ja nicht so unser, aber die berühmte Stelle zwischen Atlantik und Mittelmeer wollen auch wir uns mal mit eigenen Augen ansehen. Da TomTom – insbesondere bei den hiesigen Temperaturen – keine großen Strecken mehr schafft, beschließen wir für einen Tag nach Tarifa reinzufahren und Fred auf dem dortigen Stellplatz zu parken. So kann TomTom ungestört im kühlen Truck bleiben, während wir die zwei Kilometer bis zum Hafen laufen. Von dort aus geht’s zum Damm auf die Isla de Tarifa, auf der sich der südlichste Festlandspunkt Europas befindet. Allerdings ist die Insel militärisches Sperrgebiet, so machen wir unser südlichstes Bild eben vor dem Absperrtor.
Damit haben wir Europa jetzt gemeinsam tatsächlich einmal vom nördlichsten zum südlichsten Punkt durchfahren. 2010 waren wir – damals noch mit Manni – am Nordkapp, alleine schon wegen der Fahrt dorthin eine absolute Empfehlung. So spektakulär wie im Norden ist die Landschaft hier nicht ganz – aber dafür treffen genau hier am Damm der Atlantik und das Mittelmeer aufeinander und die marokkanische Küste ist direkt gegenüber, ein toller Anblick!
Und auch den westlichsten Punkt am Cabo da Roca und den südwestlichsten Punkt am Cabo de Sao Vincente in Sagres haben wir während unserer Zeit in Portugal passiert, so dass uns nun „nur“ noch der östlichste Punkt auf dem europäischen Festland fehlt – das könnte angesichts der aktuellen Weltlage aber vielleicht noch etwas dauern, bis wir den erreichen. Aber wie immer ist der Plan, dass wir keinen Plan haben, somit lassen wir uns einfach überraschen, wie unsere ganz persönliche Vermessung Europas weitergeht!
Citylife in Tarifa
Nach über zwei Wochen an unserem Beach-Standplatz ziehen wir auf den bereits zuvor besuchten Stellplatz mitten in Tarifa um – nicht so ganz freiwillig. Einer unser Mitsteher hatte über einen spanischen Bekannten den Hinweis bekommen, dass der Strandplatz in der kommenden Nacht von der Guardia Civil geräumt werden soll, verbunden mit Geldstrafen. Hintergrund ist wohl der offizielle Start der Sommersaison hier an der Küste. Wie auch immer, man muss sein Glück ja nicht herausfordern – finden wir zumindest.
Und das Citylife hat ja auch seine Vorteile: So haben wir direkt um die Ecke einen Waschsalon, den wir auch dringend nötig haben. Denn nach den vielen Levante-Stürmen der letzten Wochen ist nicht nur Fred von innen und außen komplett verstaubt, auch unsere Bettwäsche und die Hundedecken brauchen dringend eine Reinigung. Nachdem wir noch am alten Stellplatz den ganzen Sand innen rausgesaugt und Fenster geputzt hatten, sind wir nun wieder komplett frisch. Ist immer wieder ein großartiges Gefühl!
Außerdem nutzen wir den zentralen Platz für weitere Erkundungen in Tarifa, u.a. bummeln wir durch die Altstadt und testen natürlich die lokale Gastronomie. Damit sind wir Bestens vorbereitet, als sich mein (Carola’s) Bruder mal wieder zu einem spontanen Besuch ankündigt. Er bezieht nur wenige hundert Meter entfernt von unserem Stellplatz Quartier in einem kleinen Hotel und dann geht’s kulinarisch mal wieder richtig rund. Wer bereits die Besuche meines Bruders bei uns in Sagres, Portugal verfolgt hat, weiß, dass wir drei (und TomTom ebenfalls ;-)) es lieben, Essen zu gehen und die lokale Gastronomie ausgiebig zu testen.
Das machen wir hier natürlich genauso und lassen es uns dabei so richtig gut gehen. Für uns fühlen sich diese Besuche immer wie ein Urlaub an! Erfreulicherweise bleibt mein Bruder bis Anfang Juli – mal schauen, ob wir es danach schaffen, Tarifa zu verlassen 😉