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Eigentlich wollten wir nach einem Monat in Tarifa nun mal weiterfahren – aber dann ging es TomTom plötzlich sehr schlecht und wir wurden quasi zum Dauergast in der örtlichen Tierklinik. Parallel dazu machten uns der Levante und die zunehmend feuchte Hitze zu schaffen, was am Ende zu einem unerwarteten Standortwechsel führte. Und auch da lassen uns TomToms gesundheitliche Probleme leider nicht los.
Einmal Pümpeln bitte!
Den Monatsauftakt verbringen wir noch mit meinem Bruder in dem ein oder anderen Restaurant (was sonst ;-), bevor es für ihn dann wieder nach Deutschland zurückgeht.
Kaum ist er weg, fängt es bei uns an, unrund zu laufen. Als erstes stellen wir fest, dass unser Urin-Abfluss mal wieder verstopft ist. Eigentlich hatten wir das längst mal wieder kontrollieren wollen – das letzte Mal liegt nämlich schon über ein Jahr zurück. Diese Nachlässigkeit rächt sich jetzt mit einer unschönen Überflutung… Nach dem Trockenlegen bauen wir einmal alles auseinander und Stefano stökert den ganzen Murks aus dem Schlauch. Obwohl wir regelmäßig Essig mit in den Abfluss geben, setzt er sich aufgrund der vielen Windungen trotzdem immer mal wieder zu.
Zum Hintergrund: Bei unserer Trockentrenntoilette läuft der Urin nicht in einen Kanister, sondern über einen Schlauch in den Grauwassertank. Aufgrund mangelnden Gefälles geht die Flüssigkeit aber zunächst in einen Sammler, von wo aus sie dann weiter gepumpt wird. Durch die baulichen Gegebenheiten ist der an den Trenneinsatz angeschlossene Abflussschlauch aber – wie oben erwähnt – mit mehreren Windungen versehen, was natürlich Ablagerungen begünstigt. Deshalb empfiehlt sich eine regelmäßige Kontrolle bzw. Durchstökern. Wir haben es in den 3,5 Jahren, die wir jetzt unterwegs sind, aber immer mal wieder geschafft, genau das nicht zu tun – mit beschriebenen Folgen! Aber das gehört halt auch dazu und grundsätzlich ist die vom Vorbesitzer gebaute Abflusslösung schon sehr praktisch, da man nicht mit vollen Pipi-Kanistern durch die Gegend laufen muss.
TomTom ist krank
Aber der Klo-Nerv ist nur eine Kleinigkeit. Viel schlimmer ist, dass es TomTom plötzlich sehr schlecht geht. Er hatte schon Ende des letzten Monats einen sogenannten HotSpot gehabt – also eine entzündete Stelle auf der Haut. Das kommt bei Hunden im Süden häufiger vor, beispielsweise nach einem Insektenstich oder ähnlichem, da das schwül-heiße Klima Entzündungen begünstigt. Wir hatten die Stelle zunächst mit Zeolithpulver behandelt, welches den Juckreiz nimmt und eine antibakterielle Wirkung hat. Aber unvermittelt waren es über Nacht zwei HotSpots geworden, die nun auch stärker vor sich hin suppten. Natürlich passiert sowas immer am Wochenende… In der Nacht vom Sonntag auf den Montag wurde es dann ganz schlimm, sowohl TomToms Oberschenkel als auch der komplette Fußboden waren plötzlich voller Blut! Sein vieles Fell saugt das Ganze natürlich auch besonders auf, womit es gleich richtig dramatisch aussieht…
Damit standen wir am nächsten Morgen direkt vor der Tierklinik in Tarifa, die uns zum Glück auch sofort drannahm. Der ein oder andere wird sich erinnern: TomTom und Tierarzt ist jedes Mal ein Akt. Es hieß also wieder Maulkorb drauf und Sedierung in den Hund, damit die Tierärztin das Fell abrasieren und sich die darunterliegende Bescherung genauer ansehen konnte. Diagnose: Ein heftig entzündeter Muskel, sprich, die HotSpots waren nur die Folge davon, die eigentliche Ursache war die Muskelentzündung. Nun gab es erstmal für 10 Tage Medikation in Form von Antibiotika, Schmerztabletten und Entzündungshemmern.
Und wo kommt das ganze Elend nun her? Wir haben lediglich eine Vermutung. Vor einigen Wochen ist TomTom am Strand von einem anderen Hund angegangen worden. Wir dachten eigentlich, es wäre nur eine kurze Rangelei gewesen, zumal wir keine Verletzung entdecken konnten – allerdings übersieht man die bei seinem vielen Fell auch leicht. Wahrscheinlich hat der andere Hund ihn aber doch getackert und dabei den Muskel erwischt – und der hat sich dann über die Wochen entzündet. TomTom hat aber die ganze Zeit an der Stelle keine Schmerzempfindlichkeit gezeigt, weder beim Bürsten noch beim Anfassen und hat auch auf der Seite geschlafen. Tja, so kann man sich täuschen…
Levante de luxe und tierische Idylle
Die Genesungszeit verbringen wir auf dem Stellplatz mitten in Tarifa, von hier aus können wir bequem alles zu Fuß erledigen und TomTom kann sich in Ruhe auskurieren. Während dieser Zeit kommen wir dann auch mal wieder in den Genuss des aus dem Mittelmeer kommenden Levante – dieses Mal aber in einer bislang nicht erlebten Heftigkeit mit heißen Böen, die mit über 70 km/h über uns hinweggehen. Über sechs Tage stürmt und staubt es, was das Zeug hält. Entsprechend können wir nur an der windabgewandten Seite Fenster und Tür aufmachen, eine Durchlüftung entfällt. Damit liegen die Innentemperaturen Tag und Nacht bei um die 30 Grad, bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Das nimmt nicht nur den Hund sehr mit, auch wir sind am Ende echt geschafft, weil man natürlich auch sehr unruhig schläft, wenn es so klebrig ist.
Nach 10 Tagen sind wir dann zur Kontrolle wieder bei der Tierklinik – wieder das Maulkorbprozedere, aber immerhin lässt TomTom sich sogar von der Tierärztin abtasten. Das Bein ist zwar besser geworden, hat aber immer noch eine Hühnerei-große Schwellung. Also nochmal Tabletten für weitere sieben Tage… Die wollen wir aber nicht mehr auf dem Stellplatz stehen, sondern haben uns einen Platz im nahen Hinterland rausgesucht. Er liegt auf ca. 330 Meter Höhe, ist damit etwas kühler und wir finden im Windschatten eines Oliven-/Eukalyptushains ein schönes Plätzchen. Und wir sind nicht die einzigen Bewohner: Jeden Morgen schaut eine Herde Schafe bei uns vorbei und rastet im Baumschatten, gefolgt von einem Trupp Kühe und nachmittags von ein paar freilaufenden Pferden. TomTom scheint sich langsam zu erholen, die Schwellung am Bein wird weniger und er genießt es, unterm Lkw zu chillen.
Zu früh gefreut:
Schlimmer geht immer
Es hätte alles so schön sein können, hätten wir nicht nach zwei Tagen entdeckt, dass TomToms rechtes Ohr Anzeichen einer Pilzinfektion aufweist. Nach unseren Erfahrungen damit im letzten Herbst (siehe Beitrag vom September 2021) sind wir sehr besorgt. Wir schaffen es, ihm zweimal Ohrentropfen zu verabreichen – natürlich geht auch das nur mit Maulkorb… Aber dann beschließen wir, nochmal zur Tierklinik zu fahren, damit sie das Ohr gegebenenfalls unter Sedierung reinigen. Es ist natürlich mal wieder Wochenende, die Klinik hat aber zum Glück bis Samstagmittag auf.
Tja, aber leider ist TomTom da ganz anderer Meinung: Als er feststellt, dass wir wieder bei der Tierklinik sind, schaltet er in kompletten Abwehrmodus. Da machen sich dann leider seine Herdenschutzhund-Gene sehr bemerkbar: Wenn er sich in die Enge gedrängt fühlt, schaltet er in den Angriffsmodus. Die Folge: Ich (Carola) bekomme ihm den Maulkorb nicht mehr aufgesetzt, weil er sich so wehrt – und dabei erwischt er dann auch noch Stefano, der ihn an der Leine festhält, mit den Zähnen am Arm. Das war’s dann… Die Ärztin zeigt sich zum Glück sehr verständnisvoll, gibt uns noch ein paar weitere Tabletten mit und desinfiziert die Wunden an Stefanos Arm. Wir besprechen, dass wir am Montag wiederkommen, um die Lage neu zu bewerten.
Und so stehen wir ein weiteres Wochenende auf dem Stellplatz in Tarifa… TomTom scheint soweit stabil und Stefanos Arm entzündet sich zumindest nicht. Am Montag besprechen wir uns noch mal mit der Tierklinik: Für eine tiefe Ohrenreinigung wäre eine Vollnarkose nötig, die ist allerdings angesichts von TomToms Alter (12,5 Jahre) und dem Umstand, dass er seit zwei Wochen mit Medikamenten vollgepumpt wird, sehr risikobehaftet, so dass wir uns erstmal dagegen entscheiden und Ende der Woche nochmal neu schauen wollen. Nachdem bei Hund und Mann erstmal kein akuter Arztbedarf besteht, fahren wir wieder in unsere Bergidylle zurück. TomToms Genesung macht gute Fortschritte, die offenen Stellen sind verheilt, die Schwellung fast weg und das Fell wächst wieder.
Leider wird es auch hier über die Woche immer wärmer und vor allem die Luftfeuchtigkeit steigt jetzt auf Werte von über 90 Prozent – sprich: TomTom kommt aus dem Hecheln überhaupt nicht mehr raus. So langsam sind wir alle drei ziemlich zermürbt, schließlich haben wir seit Wochen nicht mehr richtig durchgeschlafen.
Nur raus aus der Hitze
Am Ende beschließen wir spontan, aufzubrechen und Richtung Matalascanas zu fahren – dort ist es laut Wetter-App nicht so warm und es herrscht eine deutlich niedrigere Luftfeuchtigkeit. Der Weg dorthin ist allerdings krass: Wir kommen durch Regionen mit bis zu 44 Grad, als wir einmal kurz anhalten, stockt uns fast der Atem, als wir die Tür aufmachen. Das ganze Land ist ein einziger Backofen, alle Flüsse und Seen, die wir passieren, sind entweder nahezu oder komplett ausgetrocknet und immer wieder kommen wir an Überresten von Waldbränden vorbei.
Zum Glück haben wir zumindest im Fahrerhaus eine Klimaanlage, ohne die wäre die Fahrt für den Hund gar nicht machbar gewesen. Angekommen in Matalascanas erwarten uns angenehme 26 Grad und sogar unser alter Platz an der Düne mit Meerblick. Endlich eine halbwegs kühle Nacht!
Die Freude währt aber nur bis nächsten Mittag. Der Platz hat zwar einen tollen Ausblick, aber ab nachmittags leider null Schatten. Und da TomTom noch nicht weit laufen kann, bleibt uns nichts anderes übrig, als in Fred zu bleiben – bei gut 34 Grad… Und die Wettervorhersage hat sich auch geändert: In den kommenden Tagen soll die Hitzewelle, vor der wir geflohen sind, auch hier ankommen. Nach Blick auf die Wetterkarte gibt es an der ganzen Küste entlang noch genau einen Ort mit angenehmen Temperaturen: Sagres. Wir fahren noch nachts über die Grenze nach Portugal und treffen am folgenden Tag mittags an unserem Lieblingsort an. 23 Grad, ein frisches Lüftchen – jetzt kann ja nur alles gut werden!
Never ending story…
Die Freude währt genau drei Tage. Dann stellen wir morgens beim Aufstehen fest, dass die Stellen an TomToms Bein – die bis dahin gut verheilt waren – wieder aufgebrochen sind und Wundflüssigkeit verlieren. Es ist zum Mäuse melken!!! Zum Glück haben wir von unserer Freundin Sonja die Adresse einer Tierklinik in der Nähe – da geht es dann direkt hin. Die Tierärztin zeigt zum Glück großes Verständnis für unseren schwierigen Patienten. Denn einen Maulkorb bekommen wir derzeit nicht mehr auf ihn drauf, das waren in den letzten Wochen ein paar zu viele Einsätze in Folge. Für viele Hunde mag das kein Problem sein, bei TomTom hat es damals in seiner Anfangszeit bei uns schon ewig gedauert, bis das mit dem Maulkorb geklappt hat – und bei ihm geht es nicht mit Druck, sondern nur mit sehr viel Geduld. Alles andere führt nur zu massivem Vertrauensverlust.
Die Tierärztin lässt sich von mir den ganzen Hergang der letzten Wochen inklusive der bisherigen Medikation genau beschreiben (wir haben die verschiedenen Stadien auch bildlich dokumentiert), Stefano führt TomTom einmal auf dem Parkplatz vor der Klinik an ihr zur Begutachtung vorbei und dann ziehen wir mit einem neuen Pack Tabletten von dannen. Offenbar sitzt die Entzündung tiefer als gedacht und war noch nicht vollständig abgeklungen…
In einer Woche gibt es die nächste Begutachtung. Die Zeit bis dahin verbringen wir hauptsächlich mit Warten, Medikamente verabreichen, Maulkorbtraining und in Fred rumsitzen. Denn draußen sitzen geht nicht, weil dann das Risiko zu groß ist, dass Dreck in die offenen Wunden bei TomTom kommt; und alleine drinnen lassen können wir ihn nicht, weil er dann an den Wunden lecken will. Bis zum Ende dieses Monatsblogs ist noch keine wirkliche Besserung zu erkennen – schauen wir mal, was der nächste Monat bringt…