Nun hatten wir endlich alles von unserer To-Do-Liste erledigt und waren zurück in Fred – bereit, jetzt wieder mit 4×4 in die Welt zu rollen. Denn so langsam machten sich in Deutschland die ersten Anzeichen des herannahenden Herbstes bemerkbar und wir wollten so schnell wie möglich wieder ins Warme. Nach zwei Jahren in Portugal wollten wir uns jetzt mal Spanien etwas genauer anschauen – und wenn möglich – von dort mit der Fähre zum Überwintern nach Marokko übersetzen.
Bayern lässt uns
noch nicht ganz los
Zunächst aber mussten wir nochmal zurück zu unseren Freunden nach Schleching, da wir die Abholung von Fred mit Hilfe ihres Autos gemacht hatten und das nun noch wieder zurück nach Hause wollte. Auf dem Weg dahin schauten wir noch bei Hans und Manuela (Team Grob) vorbei, die wir vor zwei Jahren in Norwegen über Instagram getroffen hatten und die uns zu sich eingeladen hatten. Ein sehr schönes Wochenende mit vielen spannenden Geschichten, denn sowohl bei ihnen als auch bei uns war seitdem einiges passiert.
Getrübt wurde die gute Stimmung nur durch den Umstand, dass TomTom an einem Morgen völlig unvermittelt in Fred einpieselte – und zwar nicht ein bisschen, sondern einen ganzen Wasserfall. Uns war die Tage vorher schon aufgefallen, dass er unverhältnismäßig viel getrunken hatte und auf den Gassirunden auch sehr viel am Stück gepieselt hatte – also nicht das übliche hier und da Rüden-Gepiesel, sondern mehr wie Wasserhahn aufdrehen.
Zurück bei unseren Freunden in Schleching passierte das Ganze am nächsten Tag wieder – also am Montag noch mal zu dem Tierarzt, der schon sein Ohr so gut behandelt hatte. Er konnte sich bei unserem Anruf auch direkt an uns erinnern – nicht nur wegen unseres etwas speziellen Hundes, sondern auch wegen des Trucks, der ihn schwer begeistert hatte 😉
Vorher schon mal eine Urinprobe eingesammelt, denn das sah doch sehr nach einer Blasenentzündung aus. Und genau das war es dann auch – offenbar wohl eine Folge des wenigen Trinkens während seiner Gleichgewichtsstörung! Zum Glück kamen wir direkt vor der eigentlichen Sprechstunde dran und der Tierarzt machte die Behandlung auf dem Parkplatz, um TomTom den Stress vom Behandlungsraum zu ersparen. Es gab eine Spritze mit Antibiotikum und entsprechende Tabletten, die er nun eine Woche lang einnehmen musste.
Ein Abstecher nach Österreich
Wir beschlossen, nicht direkt in den Süden durchzustarten, sondern noch einen kleinen Abstecher zu Freunden in Österreich zu machen, auch sie hatten wir vor zwei Jahren in Norwegen über Instagram kennengelernt – damals waren sie diejenigen mit dem Getriebeschaden 😉 Bei zu den beiden waren es lediglich 130 km Fahrt und der Kampf mit der komischen österreichischen Mautbox. Diese kann man an den Tankstellen vor der Grenze kaufen und dabei ein Guthaben-Betrag draufladen. Dann legt man das Ganze hinter die Windschutzscheibe und wann immer man einen Bezahlpunkt passiert, piepst das Ding und die entsprechende Gebühr wird abgebucht. Dazu muss man die Box einmal konfigurieren, das Procedere ist auf einem meterlangen Beipackzettel beschrieben. Aber vor allem muss man sich auf dem Mautportal registrieren – das steht so nicht auf dem Beipackzettel, wurde uns aber netterweise von mehreren Instagram-Followern mitgeteilt, da ohne die Registrierung wohl nachträglich ein Bußgeld berechnet wird.
Aber dieser Struggle mit dem Mautgebaren war uns das Wiedersehen mit Andrea und Raimund von BIG20 mehr als Wert! Man kann wohl irgendwie auch über Nebenstrecken fahren und die Maut umgehen, aber wir wollten die Fahrzeit für TomTom in seinem angeschlagenen Zustand so kurz wie möglich halten. Das klappte auch bis 2 km vor Erreichen des Ziels super; dann meinte unser Navi aber, der beste Weg wäre direkt durch die kleine Ortschaft – und das, obwohl es unsere Abmessungen kennt. Es war phasenweise wirklich sehr eng, Spitzkehren sind nicht für Freds Länge mit über 8 Meter und langem Radstand gemacht…
Aber bei Andrea und Raimund gab es dann mehr als genug Platz für uns, inmitten einer beeindruckenden Bergkulisse – für uns als Flachlandbewohner ja etwas ganz Besonderes. Am schönsten war aber das Wiedersehen mit den beiden, zumal wir nun auch zum ersten Mal ihren zwei- und vierbeinigen Familienzuwachs kennenlernen konnten. Obwohl wir uns zwei Jahre nicht gesehen hatten, war es so, als wäre es erst gestern gewesen und wir kamen aus dem Quatschen gar nicht raus.
Die folgenden Tage konnten wir hier ganz in Ruhe vor uns hin werkeln, denn in den turbulenten letzten Wochen war doch ein bisschen Arbeit liegen geblieben. Aber vor allem hatte TomTom die nötige Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen. Der verlorene Gleichgewichtssinn war zwar recht schnell wiedergekommen, aber man merkte, wie sehr ihn das Ganze doch mitgenommen hatte. Am Anfang waren die Gassirunden höchstens 500 Meter und danach war er völlig kaputt, hinzu kamen dann jetzt vermutlich auch noch die Nebenwirkungen der Antibiotika. Aber diese schlugen zumindest zügig an und das Pieselproblem gehörte der Vergangenheit an. Und schon am dritten Tag konnte er mit Foxi, der Hündin der beiden, zumindest ein bisschen durch die Gegend tollen, wobei sie mit ihrer Energie viel zu schnell für ihn war. Aber als erfahrener Casanova setzt man sich dann einfach mal hin und wartet, bis die Dame wieder vorbeigesaust kommt 😉
Nach einer Woche viel Schlafen, lecker Essen (auch für uns, wir bekochten uns die Abende abwechselnd mit Andrea und Raimund) und viel Ruhe waren wir dann alle drei fit for the Road.
Wir hatten die Rückfahrt über Bayern eingeplant, um im Notfall noch mal beim Tierarzt aufschlagen zu können. Das war ja nun zum Glück nicht nötig, stattdessen machten wir einen Schwenker über München, um unsere Düdo-Freunde Carmen und Michi wiederzusehen, die dort gerade zu einem Zwischenstopp waren. Große Wiedersehensfreude – und gleich wieder Portugal-Feeling 😉
Ab in den Süden
Aber dann ging’s endlich los, wurde auch höchste Zeit, denn es hatte sich jetzt in Deutschland so richtig schön eingeregnet. Wir rollten zunächst wieder auf der bewährten Route über Belfort, Monceax les Mines und Roullet St. Estephe durch Frankreich und beschlossen dann, einen Abstecher zur Dune du Pilat zu machen. Direkt an der Düne war uns trotz einsetzender Nachsaison noch zu viel los, also fuhren wir noch 20 km weiter bis nach Biscarosse, wo immer noch Ausläufer der Dünenlandschaft die Küstenlinie bestimmen. Auf einem (kostenpflichtigen) Stellplatz fanden wir ein sehr lauschiges Plätzchen in einem Pinienwald direkt hinter den Dünen. Zum Meer waren es 5 Minuten, zum kleinen Supermarkt im Ort 10 Minuten. Und es war ziemlich leer – da fanden wir die 9 Euro/Nacht gut angelegt. Vor allem, weil endlich wieder die Sonne schien und es über 20 Grad waren!
Nach einer Woche sagte der Wetterbericht eine Verschlechterung voraus, also nichts wie weiter nach Spanien. Auf der Hochebene zwischen Burgos und Valladolid war es nachts bereits empfindlich frisch, wobei wir dort einen sehr idyllischen Nachtplatz in einem winzigen Ort direkt vor einem großen Bauernhof hatten – eine Stellplatzaktion der Gemeinde mit Picknicktischen, Mülltonne, Beleuchtung und allem Drum und Dran.
Von dort aus ging es zügig wieder zu unserem schönen Plätzchen in der Extramadura. Dort war auch wieder bestes Wetter, quasi wie bei unserem letzten Aufenthalt vor 3,5 Monaten. Perfekter Ausgangsort, um von hier aus weiter Spanien zu erkunden. Dachten wir.
Bis wir mit meinem Bruder telefonierten, der uns erzählte, dass er plane, in der kommenden Woche nach Portugal zu fliegen. Ob wir uns nicht in Foz do Arelho treffen wollten? Tja, was sollen wir sagen: Ein paar Tage und rund 300 km später waren wir wieder zurück in Portugal und wurden von Stellplatznachbarn, der Wirtin vom Blauen Container und dem Schlachter freudig begrüßt.
Fühlte sich an wie nach Hause kommen! Mein Bruder hatte sich im Hotel eingemietet und wir genossen erstmal ein paar schöne, sonnige Tage am Atlantik, bis auch hier die Regenfront eintrudelte. Da gab es ja eigentlich nur eine Alternative! Wer uns kennt, weiss, wo wir im kommenden Monat hingefahren sind 😉