Eigentlich wollten wir ja nach unseren vier Monaten in Skandinavien nur einen kurzen Zwischenstopp in Hamburg einlegen, Freunde und Familie besuchen und ein paar Dinge erledigen. Haben wir auch alles gemacht, nur hat es irgendwie viel länger gedauert als gedacht – am Ende waren es dann bald zwei Monate… Und das, wo wir nach dem ja eher frischen Sommer in Norwegen möglichst schnell weiter in die Wärme nach Südeuropa wollten. Aber auch das gehört dazu, dass die Dinge nicht immer so laufen, wie man sich das denkt.
Was ist eigentlich Zuhause?
Fährt man als Full-Time-Overlander eigentlich noch „nach Hause“? Die Frage hatten wir uns schon auf der letzten Etappe durch Schweden und Dänemark gestellt und mussten dabei feststellen, dass „Zuhause“ in unserer Wahrnehmung jetzt Fred ist. Hamburg wird natürlich immer unsere Heimatstadt bleiben, in der wir den größten Teil unseres bisherigen Lebens verbracht haben und wo unsere Wurzeln sind, aber wir hatten nach gerade mal gut vier Monaten Abwesenheit nicht das Gefühl, schon zurückkommen zu müssen. Deshalb haben wir uns nach Ankunft mit der Fähre Rödby-Puttgarden auch erst mal noch eine Woche auf Fehmarn gegönnt, ein neues Plätzchen am Elbe-Lübeck-Kanal entdeckt und die Adventure Northside besucht, bevor es dann Richtung Hamburg ging.
Das Wiedersehen mit Freunden und Familie war natürlich super und wir waren fast die ganzen acht Wochen mehr oder weniger jeden Abend irgendwo eingeladen oder hatten Besuch in Fred. Gewohnt haben wir die ganze Zeit in Fred – auch wenn es zahlreiche Angebote zum Übernachten, Duschen, Wäsche waschen gab – aber er ist jetzt einfach unser Zuhause. Und auch als wir in Altona an unserer alten Wohnung vorbeigekommen sind, gab es kein komisches Gefühl. Das Kapitel fühlt sich für uns einfach komplett abgeschlossen an und wir haben das stationäre Leben seit unserem Auszug vor nunmehr ja bald zehn Monaten nicht einmal vermisst.
Geparkt haben wir die ganze Zeit an wechselnden Plätzen in der Nähe unseres alten Stadtteils oder eben in der Nähe der Orte, wir die Tage in Hamburg sonst noch so hinmussten. Und damit kommen wir zum nervigen Teil unseres Zwischenstopps – den diversen Erledigungen.
Da ist irgendwie der Wurm drin
Wir hatten einen ganz klaren Plan, was wir alles erledigen wollten und hatten die Termine teilweise sogar schon vor unserem Eintreffen in Hamburg gemacht: Ob beim Zahnarzt, Tierarzt, Fred’s Werkstatt und auch bei dem ein oder anderen Kunden. Aber in der Praxis lief so gut wie nichts davon glatt durch, sondern wir brauchten immer mindestens zwei, manchmal sogar drei bis vier Anläufe. So stellte sich beispielsweise beim Zahnarzt heraus, dass die Charge für die Füllungen, die wir noch vor unserer Abreise nach Schweden hatten machen lassen, fehlerhaft war und wir deshalb beide nicht nur zur geplanten Zahnreinigung, sondern noch mal für einen neuen Füllungstermin kommen mussten. Wenigstens die Termine bei anderen Ärzten waren bei uns Zweibeinern mit einem Anlauf abgehandelt.
Bei unserem Vierbeiner sah das anders aus: Beim Tierarzt wussten wir ja schon im Vorfeld, dass für die geplante Tollwut-Titer-Untersuchung vom Impfen bis zur Blutabnahme vier Wochen notwendig sind – dass die dann nach fünf Wochen vorliegenden Laborergebnisse aber auch noch vor Ort in den Pass eingetragen werden mussten und dass TomTom sich während unseres Hamburg-Aufenthaltes eine Kralle abreißen würde, hatten wir nicht einkalkuliert. So saßen wir dann insgesamt viermal beim Tierarzt – und da TomTom diese Besuche abgrundtief hasst und sich jedes Mal aufführt wie ein Verrückter, hatten wir damit wirklich viel Spass.
Ähnlich war es in der Werkstatt – auch da mußten wir im Endeffekt viermal hin. Nicht weil Fred schon so vermackt ist, sondern weil die Kollegen dort so viel zu tun hatten, dass sie uns immer nur scheibchenweise verarzten konnten. Aber irgendwann hatten wir dann Gasprüfung, Inspektion, TÜV und das fehlerhafte Druckluft-Ventil abgehakt und auch alle unsere bestellten Ersatzteile für unterwegs eingesammelt. Gut, dann war da auch noch unser Liegenbleiben auf der Autobahn Lüneburg-Hamburg wegen Luft in der Dieselleitung – aber das ließ sich wenigstens direkt vor Ort beheben und führte damit zu keinen nennenswerten Verzögerungen.
Blieben also nur noch diverse Kundentermine und der Kampf gegen einen fetten grippalen Effekt mit fiesem Reizhusten, den wir uns irgendwie im Großstadtleben eingefangen hatten – und dann hatten wir es Mitte November endlich geschafft: Wir waren wieder auf der Autobahn und rollten – nach letzten Zwischenstopps bei Freunden in Bremen und Aachen – tatsächlich gen Süden. Inzwischen hatten wir aber auch alle Freuden des nasskalten Herbstes mit Nebel, Dauerregen, beginnendem Bodenfrost und ersten Salzstreu-Fahrzeugen auf der Autobahn noch mitgenommen und waren jetzt echt reif für Sonne!
Direction South
Um diesem Ziel möglichst schnell nahe zu kommen, haben wir auch unseren Plan, gemütlich an der Atlantikküste von Frankreich über Spanien nach Portugal zu fahren, verworfen – denn die Wetter-App verkündete von dort ebenso ungemütliches Wetter wie wir es schon hatten. Also stattdessen in den Express-Modus geschaltet und in fünf Tagen bis in die Mitte von Portugal gedüst, von wo aus wir uns nun bei durchschnittlich 16 bis 18 Grad und meist sonnigem Wetter im gewohnter Slow-Travel-Geschwindigkeit (eine Woche stehen hier, eine Woche stehen da) an der Atlantikküste entlang langsam weiter Richtung Süden bewegen. Davon dann mehr im nächsten Beitrag 😉