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Stillstand

Ende Februar waren wir ja ganz optimistisch, im Laufe dieses Monats wieder flott zu sein – aber dann kam alles ganz anders, nicht nur bei uns. Dabei sah es so gut aus: Fernando hatte direkt am ersten März-Wochenende unsere Überbrückungswelle und den dazugehörigen Träger zusammengeschweißt und uns diverse Videos von den einzelnen Arbeitsschritten geschickt. Und eigentlich wollte er dann zeitnah mit allen Teilen zum Einpassen hier vorbeikommen; doch erst kam bei ihm sehr viel Arbeit im Betrieb dazwischen und dann bei uns allen die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Landleben in Pandemiezeiten

Zunächst waren wir während des Wartens auf unsere Kardanwelle noch ganz fleißig mit Gartenarbeit beschäftigt, denn nachdem wir die Hecke fertig eingedübelt hatten, ging es ans Anlegen des Gemüsegartens. Auch hier musste erst mal wieder ordentlich gerodet, Unkraut beseitigt und steinharter Boden aufgelockert werden, bevor die diversen Salate, Tomaten und Zwiebeln in die Erde konnten. Aber dafür sieht man nach so einer Kraftanstrengung auch, was man getan hat und kann sich vor allem jeden Tag an den Wachstumsfortschritten erfreuen. Und dafür, dass wir dem Gemüse nun deutlich länger als gedacht beim Reifen zuschauen können, sorgt das Corona-Virus.

Zwar hatten wir das ganze Corona-Thema durchaus am Rande verfolgt, aber in der zweiten März-Woche nahm es in unserer Wahrnehmung zunehmend mehr Raum ein, vor allem durch die Schreckensmeldungen aus Italien und die dann wachsenden Fallzahlen in Spanien, Frankreich und Deutschland. In den Social Media Kanälen und auch unter unseren Reisefreunden diskutierten plötzlich immer mehr, ob man in der immer unübersichtlicheren Lage nicht lieber nach Deutschland zurückkehren sollte – zumal zunehmend unklarer wurde, ob und wie lange man mit seinem Wohnmobil noch frei stehen könnte.

Da Fernando es wegen seiner hoher Arbeitsbelastung zu dem Zeitpunkt noch nicht wieder zu uns geschafft hatte, stellte sich die Frage nach einer Rückkehr nach Deutschland für uns gar nicht erst, zumal Rui auch direkt klar machte, dass seine Gastfreundschaft für uns unbegrenzt gilt. So ein unglaubliches Glück muss man erst mal haben – wir können gar nicht oft genug betonen, wie dankbar wir dafür sind! Dies umso mehr, als wir in Deutschland auch keinen Stellplatz gehabt hätten, auf den wir mit Fred hätten umziehen können. Und ein Rückflug ohne Fred wäre wegen TomTom niemals in Frage gekommen, denn ihn hätten wir auf gar keinen Fall im Frachtraum transportieren wollen. Damit sind wir hier bei Rui in Portugal für unser Empfinden schon perfekt aufgehoben.

Ficar em Casa – Wir bleiben zu Hause!

Bevor am 19. März der nationale Notstand in Portugal ausgerufen wurde, hatte sich unsere Pandemie-Isolationsgemeinschaft noch ein bißchen vergrößert: Rui’s Freundin mit Sohn sowie unsere Düdo-Freunde waren noch zu uns gestoßen. In dieser kleinen Community läuteten wir dann unseren persönlichen Farm-Lockdown ein. Zum Glück liegt die Farm so abgelegen, dass Social Distancing hier kein Problem darstellt – und Einkaufsfahrten finden nur noch reduziert statt, wobei neben Rui auch immer nur einer von uns mitfährt.

Allerdings ist hier in unserem kleinen Supermarkt bislang auch keiner der überall beschriebenen Effekte zu beobachten gewesen: Klopapier, Nudeln, Mehl und auch alle sonstigen Artikel waren bisher immer reichlich vorhanden. Liegt aber vielleicht auch dran, dass schon vor Corona außer uns meist nur zwei oder drei andere Kunden gleichzeitig im Laden waren – daran hat sich bis heute nichts geändert.

Generell gehen die Portugiesen hier in unserem Umfeld sehr ruhig und besonnen mit der Lage um. Man hält sich an die Abstandsregel und verlässt das Haus nur für wirklich dringende Besorgungen – etwas, dass für die eher ältere Landbevölkerung hier eh nicht so ungewöhnlich ist, da die meisten Selbstversorger sind und über einen prall gefüllten Obst- und Gemüsegarten verfügen.

Mehr Zeit zum Genießen

Davon profieren nun auch wir, da Rui’s Nachbarn auch für uns immer eine Tüte mit frisch geerntetem Salat, Petersilie, Koriander, Kohl oder Zitronen und Orangen haben. Und schon vor der Corona-Krise hatten wir uns in der Umgebung mit reichlich lokalem Olivenöl (produziert aus Oliven von Rui’s Bäumen, ein Traum!), einheimischem Honig und natürlich Medronho (dem traditionellen, portugiesischen Obstschnaps) eingedeckt.

Damit können wir bei dem Kochen aus dem Vollen schöpfen und uns auf die schönen Dinge im Alltag konzentrieren; wobei ja auch unser Arbeitsleben nach wie vor weitergeht – nun nur mit deutlich mehr Home Office Praktizierenden auf Kundenseite als bisher. Für viele eine ganz neue Erfahrung, während es für uns seit über einem Jahr völlig normal ist bzw. wir ja auch schon vorher jahrzehntelang unser Büro zu Hause hatten.

Trotzdem fühlen wir uns hier in unserer Landidylle manchmal wie in einer Parallelwelt, auf der einen Seite die ganzen Berichte in den Medien über Infizierte, Tote, Ausgangssperren und, und, und… – und hier friedlich grasende Kühe vor dem Lkw-Fenster, eine unbändig aufblühende Natur und kaum ein Mensch weit und breit.

Damit hat es das Schicksal mit uns wirklich gut gemeint, wer weiß, wo wir ohne den Totalschaden im Verteilergetriebe sonst zu diesem Zeitpunkt gewesen wären? Wir finden ohnehin, dass man aus jeder Situation stets das Beste machen sollte. Bei all unseren Überlegungen vor unserem Umzug in Fred wäre uns zwar niemals in den Sinn gekommen, dass wir unterwegs einmal von einer Pandemie betroffen sein könnten – aber nun ist es eben so und wir sitzen es aus. Hauptsache ist für uns eh, dass wir und unsere Lieben alle gesund bleiben! In diesem Sinne „Saúde“ und mal schauen, was der April so alles an Überraschungen für uns auf Lager hat!

Passt alle gut auf Euch auf und bleibt gesund!

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