Auch in diesem Monat bleiben wir unserem Slow Travel Motto treu und bewegen uns ganz gemütlich weiter südwärts. Aktuell scheint unsere Standzeit bei mindestens einer Woche zu liegen, aber warum auch nicht, wir haben ja Zeit. Das ist ein Luxus, den wir wirklich genießen – und auch TomTom findet es offenbar ganz gut, immer wieder ein neues Gassirevier auf Zeit zu haben, das er ausgiebig erkunden und vor allem markieren kann!
Lost Place am Stausee
Zum Monatswechsel hatten wir in unmittelbarer Nähe des Stausees von La Palma del Condado auf einer unserer Gassirunden noch einen interessant aussehenden Lost Place entdeckt. Das Ganze sah ein bisschen aus wie ein Hostel oder ein kleines Hotel, um den Innenhof waren lauter kleine Räume, jeweils mit Bad, angeordnet und vor dem Eingang befand sich eine überdachte Veranda mit Säulen.
Große Teile der Decke waren schon runtergekommen und auch die Bäder waren komplett ausgeschlachtet. Aber trotzdem herrschte eine verwunschene Atmosphäre, vielleicht auch wegen der großen Feigenbäume im Innenhof – und wegen der teilweise wirklich schönen Graffitis. Einige von ihnen waren echte Kunstwerke und mit viel Liebe zum Detail erstellt.
Vor dem Haus erstreckte sich eine etwas verwilderte Gartenanlage mit einem geschwungenen Kiesweg, Bänken, einer kleinen Brücke, Pinien und vielen, offenbar extra angepflanzten Setzlingen, jeweils mit einem kleinen, handgemachten Keramikschild versehen. Es machte den Eindruck, als hätten Locals die Patenschaft für die Pflanzungen übernommen, an einem Tag entdeckten wir frisch gewässerte Stellen und einen kleinen „Erklärstein“. Alles in allem ein wirklich schöner Ort!
Weiter nach Chipiona
Aber irgendwann waren unsere frischen Vorräte alle – und wir wollten wieder ans Meer. Und der Grauwassertank war auch bereits ziemlich voll. Deshalb steuerten wir zunächst die Marina von Chipiona an, wo es eine entsprechende Entsorgungsmöglichkeit gab und erledigten auf dem Weg dorthin gleich noch den Großeinkauf. Angesichts einer heftigen Regenfront blieben wir die Nacht im Hafen und ließen uns vom Sturm ordentlich durchschaukeln.
Nächsten Tag ging es auf die andere Seite von Chipiona, wo es direkt am Meer eine Stellplatzmöglichkeit in Form einer großen Wiese geben sollte. Dem war auch so, wobei die Wiese stellenweise an unsere Matscherfahrungen im Alentejo erinnerte, beim Einrangieren hinterließen Freds Reifen gleich beeindruckende Rillen und uns war klar, dass jede weitere Bewegung dazu führen würde, dass sich unsere 14t so richtig tief eingraben würden. Also Motor aus, Treppe raus und Aussicht genießen.
Der schlammige Untergrund in einer der Zufahrten auf die Wiese wurde am frühen Abend noch einem Van zum Verhängnis, der sich dort bis auf die Achsen eingrub. Mit Hilfe unserer Sandbleche und einem Jeep konnte er dann wieder befreit werden – gerade noch rechtzeitig vor der nächsten heftigen Regenfront. In den Folgetagen hatten wir dann aber bestes Wetter und reichlich Wind, womit alles zügig abtrocknete. Aber das Beste war der wirklich sehr weitläufige Strand direkt vor der Wiese. Es gab hier zahlreiche Strandbars, die aber weitestgehend noch geschlossen waren oder gerade auf die Saison vorbereitet wurden, damit war es noch angenehm ruhig – bis zum nächsten Wochenende, wo jede Menge Spanier zum Wochenendausflug vorbeikamen. Sie machten auch gleich kurzen Prozess mit dem die Wiese umgebenden Zaun (der wohl vor zwei Jahren zu Beginn der Pandemie von der Gemeinde errichtet worden war, um den Platz zu sperren): Die drei vorhandenen Zufahrtsmöglichkeiten reichten den Spaniern offenbar nicht, und schwupps, wurde vor diversen Wohnmobilen einfach der Draht aus dem Zaun geschnitten und auf die Wiese geworfen.
Ostern unter Palmen in San Fernando
Nach einer guten Woche fanden wir es an der Zeit, mal wieder ein Stückchen weiterzuziehen, in Richtung Cadiz. Direkt in die Stadt wollten wir nicht, da solche Stadtrundgänge für TomTom mittlerweile eher stressig sind, man merkt so langsam, dass er alt wird. Vorm Aufbruch füllten wir gegenüber der Wiese unser Frischwasser auf und in der Nähe von Cadiz steuerten wir eine Entsorgungsstelle an, weil sie mehr oder weniger direkt auf dem Weg lag – so was nutzen wir dann immer, auch wenn es noch nicht wirklich nötig war. Aber besser haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben 😉
Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht von Cadiz hatten wir eine Stellplatzoption ausfindig gemacht, da ging’s jetzt hin. Sie erwies sich als ein großer Schotterparkplatz mit einem Palmenwäldchen, hatte direkten Blick auf die Brücke von Cadiz und in der Nachbarschaft einen kleinen Hafen. Rechts und links erstreckten sich teils Lost Places, teils militärische Sperrzonen und lediglich hinter uns waren ein paar größere Wohnblöcke. Als ehemalige Großstadtbewohner stört uns so was nicht so, zumal man in Fred davon auch nichts mitbekommt. Natürlich sind Plätze mitten in der Natur super, aber bei uns darf es auch immer mal wieder so ein stadtnaher Platz sein – hat bei unseren gerne mal längeren Standzeiten auch den Vorteil, dass sich meist ein Supermarkt in Laufweite befindet, so auch hier!
Der Platz erwies sich als erstaunlich ruhig und wenig frequentiert, eigentlich füllte er sich nur für die Mittagszeit mit Pkws, die im Restaurant nebenan zum Essen gingen und an einigen Abenden gesellten sich noch ein oder zwei andere Womo’s zu uns. Mit den Palmen und den bunten Fischerbooten – und den immer wärmeren Temperaturen – fühlte es sich fast ein bisschen wie in der Karibik an. Offenbar hatte hier noch bis vor ein paar Jahren ein kleines Fischerdorf gestanden, jetzt sah man nur noch an einigen Stellen die übriggebliebenen Bodenfliesen oder den Betonestrich. Linkerhand gab es dann – verborgen von üppigem Bewuchs – noch ein ganzes Areal mit verlassenen Gebäuden, vielleicht wurden hier mal die gefangenen Fische verarbeitet? Es war auf jeden Fall ein spannendes Revier zum Stöbern auf unseren Gassirunden und bot auch das ein oder andere schöne Graffiti-Fundstück.
Wir beschlossen, über das Osterwochenende hier zu bleiben. Der weibliche Teil der Besatzung, aka die Köchin, machte noch einen Einkauf im örtlichen Supermarkt für das natürlich unbedingt notwenige Ostermenu. Und dann genossen wir vier Schlemmertage (als wenn es sonst nichts Leckeres bei uns zu Essen gibt ;-)) bei bestem Sommerwetter. Und Ostersamstag hatten wir zwar kein Osterfeuer, aber dafür ein Konzert direkt vor der Haustür. Es erschien ein kleiner Van, aus dem mehrere Typen ausstiegen und eine kleine Installation mit einem elektrischen Klavier, Lautsprecherboxen, Kerzen und ein paar Stühlen errichteten und los ging’s. Sehr schöne Musik, in Verbindung mit dem Sonnenuntergang – mehr geht eigentlich nicht!
Tolle Aussichten am Cabo Roche
Nach den Ostertagen ging’s für uns dann weiter – und zwar zum Cabo Roche. Leuchttürme sind für uns immer ein schönes Ziel beim unterwegs sein, weil sie meistens in grandioser Umgebung stehen. So auch hier. Wir haben zwar nicht direkt beim Leuchtturm gestanden (das war uns zu dicht an der Straße), aber direkt gegenüber gab es eine kleine Bucht mit einem großen Parkplatz oberhalb mit Blick auf den Leuchtturm. Genau das Richtige. Die kleine Bucht bestand aus feinstem Sandstrand, allerdings wurde gerade ein großer Imbiss-Container für das Sommergeschäft aufgebaut – aber noch war es, abgesehen von den Bauaktivitäten, sehr ruhig und friedlich.
Es gab ein tolles Gassirunden-Revier mit zahlreichen roten Sandpfaden zwischen Pinien und vielen Palmengewächsen und einem tollen Blick auf den Atlantik. Und auch beim Leuchtturm gab es eine großartige Aussicht. Kurz vorm Wochenende setzte Regen ein, der die rote Erde rund um uns in ein tolles Schlammbad verwandelte – Vorteil: es kamen nicht so viele Wochenendsteher. Besuch bekamen wir trotzdem: Und zwar von Pascal und Julia mit Sky (unser_diing), die Vollzeit im Defender unterwegs sind und die wir bislang auch nur digital von Instagram kannten. Eine tolle Begegnung, die viele Erinnerungen an unsere Reisezeiten mit unserem Landy wachriefen. Alleine schon das unverkennbare Motorengeräusch! Da gilt vermutlich: Einmal Landy, immer Landy 😉
Geburtstag zwischen
Kakteen in El Palmar
Zum Monatsende – und damit kurz vor meinem (Carolas) Geburtstag – wechselten wir noch mal den Standort. Zu solchen Fahrtagen gehört bei uns auf jeden Fall immer ein Großeinkauf, man weiß ja nie, wie lange man am nächsten Platz verweilen möchte! Wir blieben direkt an der Küste, und nachdem der erste ausgeguckte Platz nichts war, landeten wir in El Palmar. Hier gab es am Ortsrand eine große Wiese, umgeben von zahlreichen Kakteen und jeden Morgen von der örtlichen Kuhherde frequentiert. Also sehr idyllisch!
Am Abend vor meinem Geburtstag gingen wir in eine kleine Surfer-Bar am Ortsrand, die uns gleich sehr sympathisch war, weil sie hauptsächlich von Einheimischen besucht wurde. Dort perlten wir dann sehr gechillt auf meinen Geburtstag hin, den Absacker um Mitternacht gab’s dann in Fred. Den eigentlichen Geburtstag ließen wir es uns Zuhause kulinarisch so richtig gut gehen – und das alles mit Blick auf den Atlantik und Palmen. Nachdem wir schon den örtlichen Supermarkt in Laufweite ausgemacht hatten, war klar, hier bleiben wir noch ein bisschen. Mehr dazu im nächsten Monat!