Zum Monatsauftakt haben wir den Standort gewechselt und stehen nun wieder in Foz do Arelho – natürlich nicht alleine, sondern zusammen mit den üblichen Verdächtigen. Und es steht schon wieder eine Geburtstagsfeier an, irgendwie kommen wir aus dem Feiern einfach nicht raus! Aber auch ansonsten passiert in diesem Monat noch so einiges: Wir bekommen Besuch aus Deutschland, treffen Reisevorbereitungen – und werden mal wieder von der Pandemie zur Umplanung gezwungen.
Die Lagune hat uns wieder
So langsam fühlt sich das Ankommen in Foz do Arelho wie ein Familienbesuch im Heimatort an: Heike und Christian stehen immer noch dort, unsere Düdo-Freunde treffen kurz nach uns ein und der ein oder andere portugiesische Camper ist auch noch oder schon wieder da. Auch die Besitzerin des „Blauen Containers“ ist hocherfreut, uns wieder zu sehen – leider ist die Kommunikation etwas eingeschränkt, da unser Portugiesisch nach wie vor zu wünschen übriglässt.
Zum einen ist es wirklich nicht so einfach zu erlernen (lesen und verstehen geht inzwischen schon ziemlich gut, aber die Aussprache…) und zum anderen haben wir während unserer Zeit auf der Farm nahezu ausschließlich Englisch gesprochen, das Rui und seine gesamte Familie hervorragend beherrschen.
Wie immer wird natürlich auch wieder fleißig gekocht und gegrillt – das Angebot des örtlichen Schlachters ist einfach zu verführerisch. Und es ist genau das richtige für die nächste anstehende Feier: Unsere portugiesische Freundin Ana hat nämlich beschlossen, ihren Geburtstag hier mit uns zusammen in Foz zu feiern. Die Corona-Einschränkungen sind zu der Zeit noch sehr moderat, vor allem was Veranstaltungen im Freien angeht. Also rückt sie an ihrem Ehrentag mit ihrem Sohn, zwei Freunden und jeder Menge Dinge zu Essen und zu Trinken an. Carmen und ich geben unser Bestes, um das alles irgendwie in unseren Kühlschränken unterzubringen.
Und dann geht’s in bewährter Art und Weise rund: Es gibt Geburtstagskuchen – in diesem Falle eine unglaubliche Zucker-Bombe aus Lissabon, die alle bisher gemachten Süßspeisenerfahrungen in den Schatten stellt – und BBQ; letzteres gleich mehrere Abende hintereinander, denn Ana hat sich einen Kurzurlaub genommen. Wie auch schon bei anderen Feiern, die wir hier bei den portugiesischen Mitstehern auf dem Platz mitbekommen haben, werden die Nachbarn immer gleich mit einbezogen und bekommen ein Getränk oder ein Stück Kuchen gereicht. So hatten wir einige Tage zuvor den 18. Geburtstag vom Sohn unserer Stellplatznachbarn mitgefeiert und wurden einige Tage später von anderen Portugiesen zum Fussball-EM-Gucken bei Vinho Verde, Krebsen und Austern eingeladen.
Einen Tag machen Ana, Carmen und ich auch nochmal einen Mädels-Ausflug, dieses Mal nach Caldas da Rainha, wo es einen sehr schönen Wochenmarkt mit frischem Obst und Gemüse gibt und einen Outlet-Store, der typisch portugiesisches Geschirr zu sensationellen Preisen verkauft, da es sich um Ausschussware mit teilweise kaum zu sehenden Mängeln handelt. Bei Preisen von einem Euro pro Stück könnte man sich hier für wirklich kleines Geld mit einem kompletten Service für alle Lebenslagen ausstatten – aber da der Raum selbst in Fred seine Grenzen hat, kaufe ich lediglich zwei flache Teller 😉
Abschiede und Aufbruchsvorbereitungen
Nach gut zwei Wochen heißt es dann Abschied nehmen, schon wieder. Erst von Ana, dann von Carmen und Michi, die nun wirklich Richtung Norden weiterwollen, und zum Schluss von Heike und Christian. Denn auch für uns geht’s jetzt weiter, allerdings erstmal gen Süden – zum Abschiedsbesuch nach Sagres. Denn wir haben beschlossen, in absehbarer Zeit einen Zwischenstopp in Deutschland einzulegen, um verschiedene Dinge zu erledigen.
Ganz oben auf der Liste steht der Einbau eines neuen Verteilergetriebes. Da es unser jetziges nicht mehr gibt (und wir es aufgrund der nicht passenden Leistungsfähigkeit für Fred ohnehin nicht mehr hätten haben wollen), müssen wir ein anderes Modell nehmen, für dessen Einbau allerdings ein paar komplexere Anpassungen im Unterbau notwendig sind. Wir haben mit verschiedenen Fachbetrieben in Deutschland telefoniert und dann tatsächlich einen gefunden, der Mitte September einen Termin für uns hat. Bei den anderen Betrieben hätten die Wartezeiten teilweise bis zu 1,5 Jahren betragen – durch Corona ist die Nachfrage nach Expeditionsmobilen sprunghaft angestiegen und alle einschlägigen Unternehmen haben derart volle Auftragsbücher, das kurzfristig gar nichts geht. Damit sind wir über den Termin im September sehr happy – denn wir hoffen darauf, dass in absehbarer Zeit die Grenzen nach Marokko wieder aufgehen und wir den nächsten Winter vielleicht dort verbringen können. Und Wüste ohne Allrad wäre ja nix!
Der nächste Punkt auf unserer Liste ist ein motorisiertes Begleitfahrzeug. Unsere Panne und die Zeit auf der Farm haben uns gezeigt, dass das auf jeden Fall nötig ist. Fred wurde uns ja damals mit einem Motorrad zusammen angeboten (deshalb hat er auch die Garage), aber wir hatten gedacht: Och nö, das brauchen wir nicht – und mit Hund ist das ja eh unpraktisch. Tja, klassische Fehleinschätzung. Hätten wir auf der Farm nicht die Landrover von Rui und Fernando mitbenutzen dürfen, wären wir auf dem abgelegenen Grundstück echt angenagelt gewesen – nix mit mal schnell Einkaufen fahren oder einen Tagestrip ans Meer machen…
Nach einigem Hin und Her entscheiden wir, dass es eine geländetaugliche Maschine sein soll, mit der man dann im Falle einer Panne an entlegenen Orten auch vernünftig Hilfe holen kann. Gesagt, getan – Stefano durchsucht die einschlägigen Plattformen nach entsprechenden Angeboten, damit wir uns dann in Deutschland auf entsprechende Besichtigungstour begeben können. Aber es kommt dann ganz anders: Der Blick auf die Kontaktdaten unter einer der angebotenen und in Frage kommenden Maschinen lässt uns einmal mehr an Vorsehung glauben: Es handelt sich um den Vorbesitzer von Fred und damit um genau das Motorrad, das hier schon mal drinstand!! Er hat es nur wenige Tage zuvor das erste Mal zum Verkauf angeboten!! Wir nehmen Kontakt auf und werden uns schnell handelseinig. So schnell kann das manchmal gehen 🙂
Unverhoffter Besuch
und spontane Abreise
Ganz beschwingt starten wir nach Sagres durch – wo wir bereits zwei Tage später wieder Besuch bekommen: Mein Bruder ist spontan von Deutschland nach Portugal geflogen, um hier eine Woche mit uns zu verbringen! Wir haben uns vor rund 20 Monaten das letzte Mal gesehen, entsprechend groß ist die Wiedersehensfreude.
Er wohnt wie wir auf dem Camping, denn neben den Stellplätzen gibt es dort auch eine ganze Reihe von Tini Houses, die man mieten kann. Sehr praktisch! Und da er einen Mietwagen hat, kommen wir die Woche ordentlich rum. Neben Sagres und der obligatorischen Tour zum Cabo Sao Vincente zeigen wir ihm Lagos und machen einen Ausflug entlang der Küste nach Carrapateira. Und vor allem führen wir ihn in die portugiesische Küche ein, indem wir richtig viel Essen gehen (in immer noch sehr leere Restaurants) und viele der typischen lokalen Fisch- und Fleischspezialitäten verspeisen – und natürlich Nachspeisen. Und Medronho…
Wir wollten nach seiner Abreise eigentlich noch etwas in Sagres bleiben, aber dann kündigt Deutschland plötzlich die Einstufung von Portugal als Virusvariantengebiet an und es ist unklar, welche Länder dem Beispiel noch folgen werden. Auf die damit verbundene 2-wöchige Quarantäne sind wir nicht wirklich scharf, deshalb beschließen wir kurzfristig, Portugal zu verlassen und uns schon mal nach Spanien aufzumachen. Der Grenzübertritt verläuft unspektakulär, keiner will irgendwas sehen, sondern wir rollen einfach durch und schlagen erstmal in Badajoz auf.