Nach zwei Monaten stehen wir immer noch am Hafen in Vila Real de Santo António und schauen auf den Fluss. Trotz der zunehmenden Sommerhitze mit Temperaturen über 30 Grad sorgen der Wind und die Nähe zum Wasser noch für erträgliche Temperaturen – und wir haben reichlich Muße, um immer tiefer in das lokale Leben einzutauchen.
Das Glück der kleinen Dinge
Wenn man wie wir so lange und mehrfach an ein und demselben Ort steht, bekommt man automatisch auch eine ganze Menge mehr vom Lebensalltag der Menschen mit und wird auch umgekehrt mehr als Teil des ganzen wahrgenommen. Für uns immer wieder eine schöne Erfahrung und etwas, dass wir ganz besonders am dauerhaften unterwegs sein schätzen.
So wurden wir hier gleich von der Besitzerin des kleinen Kiosk wiedererkannt. Bereits im letzten Jahr haben wir dort das ortsübliche Bifana verspeist und für TomTom gab’s ein eigenes, das von einem Gast übriggeblieben war. Natürlich wollte unser Hundesenior in diesem Jahr direkt wieder dorthin, denn solche Sachen merkt er sich sehr genau! Und wir wurden alle drei nicht enttäuscht: Für TomTom gibt’s bei jedem Besuch mindestens ein Würstchen, und wir arbeiten uns durch Fatimas Hausmannskost: Von Bifana über Hamburgesa bis zum Francesinha. Nicht gerade diätetisch, aber sehr lecker! Und dann gibt es auch noch Gin Tonic, was will man mehr 😉 Außerdem üben wir uns jedes Mal fleißig in portugiesischer Konversation.
Vom Personal des Stellplatzes hier werden wir inzwischen auch sehr fröhlich begrüßt, sobald sie uns sehen. Und vom netten älteren Herrn, der hier die Hausmeister-Tätigkeiten ausübt und gleichzeitig in der örtlichen Fisch-Kooperative aktiv ist, wurden wir dorthin schon zu Getränken und Musik eingeladen. Dann gibt es da noch die 3-köpfige Mannschaft eines Ausflugskutters, der direkt vor uns an am Kai liegt und regelmäßig zu kleinen Exkursionen aufbricht – auch die freut sich jedes Mal, dass wir immer noch da sind.
Und nicht zu vergessen Mr. Meep-Meep – so haben unsere britischen Freunde das kleine Bäckerei-Auto samt seinem netten Fahrer getauft – das jeden Morgen mit lautem Getröte auf den Platz fährt und köstliche Croissants, Brötchen, Brot und natürlich diverse portugiesische Kuchen mit ganz viel Eiern drin verkauft. Auch hier versuche ich jeden Morgen, meine portugiesischen Small Talk Fähigkeiten zu verbessern.
Tierische Senioren
und andere Fellnasen
Und last but noch least gibt es noch unsere tierischen Nachbarn: Allen voran die beiden alten brauen Hunde, die beim kleinen Fisch-Restaurant ihre Hütte und Versorgungsstation haben. Kennengelernt haben wir sie im Winter 2021 und erfreulicherweise sind sie immer noch da und wohlauf, trotz ihres hohen Alters – genauso wie der alte Hund im Fischerei-Hafen. Und auch sie erkennen uns wieder und holen sich kleine kurze Streicheleinheiten ab. Alle drei sind allerdings sehr fotoscheu 😉
Mittlerweile haben die drei Alten junge Gesellschaft in Form einiges riesigen Alentejano-Mixes bekommen. Er ist erst knapp 1,5 Jahre alt und hat vorübergehend Unterschlupf bei einer holländischen Langzeitsteherin gefunden und ist so seinem Kettenhund-Dasein bei den lokalen Gipsys entkommen. Neben ihm wirkt selbst TomTom wie ein kleiner Hund 😉 Aber alles lebt hier ganz friedlich miteinander – auch mit den geschätzt 50-60 Streunerkatzen, die hier überall verstreut auf dem Hafengelände leben und von Einheimischen regelmäßig mit Futter versorgt werden.
Für unseren eigenen Senior bauen wir aus unseren Kanthölzern eine Erhöhung auf unserem Podest, so dass das Aus- und Einsteigen einfacher für ihn wird. Findet er gut! Genauso wie sein feuchtes Handtuch-Cape, das er an heißen Tagen zur Kühlung aufgelegt bekommt.
Und immer wieder nette Bekanntschaften
Neben der zahlreichen tierischen Gesellschaft gibt es auch immer wieder andere Reisende oder Passanten, mit denen sich ein netter Dialog ergibt: Zwei deutsche Vanlifer, mit denen wir mehrere gemeinsame Abende beim Grillen, Pizza-Essen und Spielen verbringen.
Oder die beiden Kölner, denen wir mit Kühlung für ihr Insulin aushelfen, weil ihr Kühlschrank kaputt ist. Oder das portugiesisch-französische Ehepaar, das fast jeden Abend mit ihrer Hündin bei uns vorbeikommt und jedes Mal ein kleines Pläuschchen mit uns hält. Oder das ältere portugiesische Ehepaar, das ebenfalls sehr lange hier steht und uns selbstgemachte Schlüsselanhänger schenkt. Und diverse einheimische Fischer und spanische Angler, die immer mal wieder für ein Wochenende hierherkommen – dazu mehr im nächsten Monat 😉