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titel 202208

Nach schlimmer kommt besser

Der neue Monat beginnt, wie der alte aufgehört hat: Mit dem Gang zum Tierarzt. Leider wird das zu unserem wöchentlichen Ritual, da es mit TomTom’s Bein einfach nicht besser werden will. Schließlich entscheiden wir uns zu einem Eingriff und der führt endlich zum Erfolg. Damit kommt dann auch in jeglicher Hinsicht wieder Bewegung in unseren Alltag – und wir machen uns auf den langen Weg gen Norden.

Immer wieder Tierarzt
und kein Ende in Sicht

Unser Aufenthalt in Sagres gestaltet sich dieses Mal alles andere als entspannt, da die Medikamente bei TomTom’s Bein leider nicht die gewünschte Besserung erzielen. Gefühlt geht es immer einen Schritt vor und zwei zurück. Jedes Mal, wenn wir denken, die Schwellung ist zurückgegangen und die Wunden hören auf zu siffen, geht es wieder von vorne los. Das ist auf die Dauer wirklich frustrierend und bestimmt unseren ganzen Tagesablauf. Mehrfach in der Nacht hochschrecken, weil der Hund am Bein lecken will (was er natürlich nicht soll), mehrmals am Tag den Fußboden und die Wände wischen, weil der Siff überall kleben bleibt, regelmäßig Medikamente verabreichen, Zeolithpuder auf die offenen Stellen geben und lediglich Mini-Gassirunden. Draußen sitzen ist trotz schönstem Wetter nicht möglich, weil das Risiko mit Dreck in den Wunden viel zu hoch ist und sich auch sofort lauter Fliegen auf die offenen Stellen setzen.

Und so verbringen wir die ersten zwei Wochen des Monats mehr oder weniger komplett in Fred mit Warten auf Besserung und Mitleiden mit dem armen Kerl. Jeden Mittwoch geht’s zum Check beim Tierarzt. Als sich zur Monatsmitte immer noch keine wirklichen Fortschritte zeigen, beschließen wir, dass wir das Ganze nun doch mal von innen ansehen lassen müssen. Das wollten wir eigentlich vermeiden, denn für einen solchen Eingriff muss TomTom dann natürlich schon wieder in Narkose – und wir müssen ihm wieder den Maulkorb aufsetzen (was ja beim letzten Mal aufgrund seines hohen Stresslevels gehörig schief ging, siehe Vormonat).

Aber die Tierärztin hat den Verdacht, dass es sich vielleicht nicht um entzündete Bisswunden handelt, sondern dass er einen Fremdkörper im Bein hat, der immer wieder zu Entzündungen führt. Sie vermutet, dass es eine Granne sein könnte – in Spanien und Portugal sind diese kleinen, oft borstige Pflanzenteilchen, die sich beispielsweise an den Ähren verschiedener Getreide- und Gräserarten befinden, ein Riesenproblem für Hunde. Denn die Grannen verfügen über kleine Widerhaken, mit denen sie sich in die Haut bohren und dann immer tiefer in den Körper vordringen, im schlimmsten Fall bis in irgendwelche Organe.

Ruhe vor dem Sturm

Damit haben wir dann in der Mitte des Monats unseren OP-Termin – und je dichter er rückt, desto unruhiger werden wir. Denn das Maulkorb-Training hat bislang wenig Erfolg gezeigt. Kein Wunder, TomTom ist immer noch ziemlich angeschlagen und entsprechend misstrauisch. Deshalb haben wir von der Tierärztin Tranquilizer mitbekommen, die wir ihm eine halbe Stunde vor Terminbeginn verabreichen sollen, damit er dann so eingelullt ist, dass wir ihm den Maulkorb überziehen können. Schaun‘ wir mal…

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Da wir schon um 8:30 Uhr beim Tierarzt sein sollen, wollen wir bereits am Vorabend anreisen und dort auf dem Parkplatz übernachten, um den Stress am Morgen für TomTom möglichst gering zu halten. Und wo wir uns nun schon mal bewegen und durch Sagres rollen, beschließen wir, uns allen 3en noch eine kurze Auszeit zu gönnen und am Vortag endlich mal wieder zum Mittagessen in ein Restaurant zu gehen. Wir finden es super und der Hund auch – endlich mal Abwechslung vom langweiligen Rumsitzen in Fred. Abends fahren wir dann vor der Tierklinik vor und versuchen, nicht zu sehr an den nächsten Tag zu denken.

Showdown

Und dann ist er der, der Tag der Tage. Bevor es losgeht, machen wir noch eine kurze Morgenrunde mit TomTom und wollen ihm dann bei der Rückkehr die Tranquilizer geben. Tja, daraus wird nichts – denn bei der Rückkehr zum Auto scheint TomTom zu spüren, dass etwas anders ist als sonst und erkennt wohl auch das Gelände wieder (obwohl wir extra um die Ecke geparkt haben). Er bekommt einen kompletten Panikanfall, winselt, will sich von der Leine losreißen und zittert am ganzen Körper. Also steigen wir wieder ein und tun so, als würden wir uns zum Losfahren klarmachen – in Wirklichkeit fahren wir aber nur auf die andere Seite vom Parkplatz an den Rand eines Kiefernwaldes. Das sieht TomTom aber nicht, weil ich (Carola) mit ihm hinten im Wohnkoffer bleibe. Dort verabreiche ich ihm dann auch die Tranquilizer – und als Stefano Podest und Treppe aufbaut, will TomTom unbedingt sehen, wo wir denn nun sind und steigt wieder aus!

Wir platzieren ihn so auf seiner Decke, dass er die Praxis nicht sehen kann und warten auf das Einsetzen der Wirkung von den Tabletten. Eigentlich sollten sie nach spätestens einer Stunde wirken, nach drei Stunden ist er immer noch munter… Normalerweise werden in der Klinik nur morgens die größeren Eingriffe gemacht, aber die Ärztin hat Mitgefühl mit unserer schwierigen Situation und bietet an, den Eingriff ausnahmsweise auch am Nachmittag zu machen – wenn die Tabletten bis dahin gewirkt und wir den Maulkorb draufbekommen haben. Nach fünf Stunden zeigen sich endlich Effekte: TomTom kann nur noch mit Mühe stehen, fällt schließlich um und kann kaum noch die Augen aufhalten. Und nach sechs Stunden ist er so eingelullt, dass wir an ihm rumrütteln können, ohne dass er nennenswerte Reaktionen zeigt. Das ist der Moment: Ich ziehe ihm den Kopf hoch und Stefano stülpt den Maulkorb drüber. Wir haben zu diesem Zweck extra eine Spezialanfertigung von der Tierärztin bekommen, die sich sehr gut handeln lässt. Auch das ist TomTom komplett egal, keinerlei Gegenwehr. Puh…

Nun muss Stefano ihn noch die 70 Meter zur Praxis rüberschleppen, wobei TomTom ihm mit seinen knapp 40 kg wie ein nasser Sack im Arm hängt. Wir legen ihn vor der Tür zu den OP-Räumen ab und er wirkt komplett abwesend. Aber als die Tierarzt-Assistentin kommt und mit anfassen will, um ihn zum Behandlungstisch zu tragen, zeigt unser Senior noch mal, was in ihm steckt – blitzartig schnappt er in Richtung ihrer Hand, durch den Maulkorb passiert aber natürlich nichts. Und dann geht alles ganz schnell – nach einer halben Stunde ist der Eingriff durch. Und er hat sich mehr als gelohnt: Die Tierärztin präsentiert uns insgesamt drei Grannen – zwei aus dem Bein und eine aus dem Ohr, das ja auch schon seit längerem Probleme machte und das wir bei der Gelegenheit natürlich gleich mit kontrolliert haben wollten (wie auch das andere Ohr). Laut Tierärztin haben wir großes Glück gehabt, dass sie die Grannen im Bein gefunden hat – in vielen Fällen enden die Eingriffe nämlich ohne Ergebnis, weil die Mistdinger nur sehr schwer zu lokalisieren sind. Deshalb gibt es auch keine Erfolgsgarantie, dass jetzt wirklich alles raus ist – aber wir hoffen das Beste!

Wir bekommen TomTom mit Mühe so weit wach, dass wir ihn wieder in Fred reinbugsieren können, dort fällt er dann auf seinem Lieblingsplatz unterm Tisch um und schläft für 15 Stunden durch!!! Er muss nun nochmal für sieben Tage Antibiotika nehmen und wir müssen das Bein genau beobachten. Dazu geht’s wieder zurück auf den Camping in Sagres – so langsam können wir hier Hausnummer und Briefkasten beantragen…

Endlich geht’s wieder aufwärts

In den folgenden Tagen geht es mit TomTom rasant aufwärts. Das Bein bleibt komplett flach, keine neue Schwellung und das abrasierte Fell sprießt dieses Mal in Rekordgeschwindigkeit. Und auch seine Bewegungsfreude nimmt täglich zu. Damit kehrt endlich wieder Normalität in unseren Alltag zurück und wir können aufatmen. So lässt sich Stefanos Geburtstag auch gleich viel entspannter feiern – und wir bekommen sogar noch Besuch von einem Hymer-Fahrer (nicht unser Freund Wille), mit dem wir zusammen in Tarifa gestanden haben. So kehren wir auch endlich wieder in den Gastro-Modus zurück – erst in kurzer Laufentfernung auf dem Camping und dann schafft TomTom sogar schon die Strecke bis zum nächstgelegenen Restaurant, in dem es den aus unserer Sicht besten Fisch in Sagres gibt.

So vergeht die Zeit bis zum abschließenden Kontrolltermin beim Tierarzt wie im Fluge, den Aufbruch aus Sagres zelebrieren wir natürlich auch mit einem Abschiedslunch. Von der Tierärztin (übrigens eine absolute Empfehlung für alle Hundehalter, die in der Nähe von Sagres mal ein Problem haben: Tierklinik Espiche, super engagiert und mehrsprachig) gibt es grünes Licht und damit können wir uns nun so langsam auf den Weg gen Norden machen. Die 3000 km nach Hamburg sind leider notwendig, weil Stefanos Lkw-Führerschein nach fünf Jahren verlängert werden muss – und das geht bei deutschen Behörden nur persönlich und im Meldeort…

Wir machen noch einen letzten Stop auf einem netten kleinen Stellplatz in Figueira zum großen Wäsche waschen und finden per Zufall noch eine typische portugiesische Bar, in der wir unseren letzten Abend mit Suppe, Bifanas, Natas und Medronho verbringen.

Auf dem Weg gen Norden

Über Badajoz, Castrillo de la Guerana und Briviesca geht es durch Spanien, wobei wir von 35 Grad über schweres Gewitter mit Hagelschlag bis hin zu den ersten Nachttemperaturen um die 14 Grad eine große Bandbreite an Wetterphänomenen mitnehmen – und auch noch den ein oder anderen Abstecher auf ein Ankunftsgetränk machen 😉

Und vor allem nutzen wir den Tankrabatt der spanischen Regierung, um unser Tankvolumen von 1.000 l komplett voll zu machen – mit Diesel für 1,60 bzw. 1,64 Euro. Gegenüber Dieselpreisen von bis zu 2,28 Euro in Deutschland ein Traum!

Vor der Grenze nach Frankreich stehen wir dann bei Irun im ersten Stau und brauchen für die letzten 20 km in Spanien fast 2 (!) Stunden. In Frankreich wollen wir eigentlich noch mal den schönen Pinen-Stellplatz in der Nähe der Dune de Pilar aufsuchen, wo wir auf dem Hinweg eine Woche verbracht hatten. Aber die Waldbrände machen uns einen Strich durch die Rechnung: Sie flammen genau an diesem Abend wieder auf und die Region ist weiträumig abgesperrt. Wir finden zum Glück relativ schnell einen alternativen Nachtplatz, denn nach einem neunstündigen Fahrtag sind wir alle drei echt platt.

Über Roullet-Saint-Estephe und Montceau-les-Mines geht es in den nächsten Tagen weiter gen Norden – und wie es da mit unseren ganzen Terminen läuft, erfahrt ihr dann nächsten Monat.

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