Sorry! Google hat hier übersetzt:-)
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Vom Weingut über den Atlas ins Ziz Tal

Dieses Jahr haben wir uns für eine etwas andere Route in den Süden Marokkos entschieden und es geht erstmal ein Stück die Atlantikküste runter, bevor wir dann ins Landesinnere abbiegen. Der erste Stopp ist ein marokkanisches Weingut, von dort queren wir dann mit einem Zwischenstopp bei Midelt den Mittleren und den Hohen Atlas in seinen Ausläufern und weiter geht’s gen Süden über Errachidia ins Ziz Tal, wo wir uns für ein paar Tage sehr idyllisch am Rande eines Ksar einquartieren.

Karte der Strecke


Zu Gast auf einem
Weingut in Marokko

Von Assilah aus fahren wir erstmal ein Stück Autobahn bis Kenitra, um so möglichst bequem für TomTom ein paar Kilometer abzureißen. Und die Maut-Gebühren sind für die Strecken mehr als moderat. Von Kenitra aus geht es dann Richtung Tiflet, wo wir über P4N einen Stellplatz bei einem Weingut entdeckt haben. So ein Weingut wollten wir – als ausgewiesene Weinfreunde – eigentlich schon beim letzten Mal besuchen, haben es da aber nicht mehr geschafft. Nun aber!

Wir rollen um kurz nach 16:00 Uhr auf den Hof von der Hacienda des Cigognes, wo schon ein paar andere Wohnmobile stehen. Von ihnen erfahren wir, dass um 17:00 Uhr eine Führung samt Weinprobe starten soll. Das haben wir ja mal wieder super getimt, ohne es zu wissen! Wir melden uns bei Wafae, die das Weingut mit ihrem Mann zusammen betreibt, an und werden gleich superlieb empfangen. Noch zügig eingeparkt und schon geht’s los mit der Guided Tour von Wafae und ihrer Cousine Oulayaa.

Wir sind insgesamt zehn Teilnehmer, was Wafae sehr freut, da es wohl nicht immer so viele Interessenten gibt. Wir erfahren, dass sie eines von insgesamt 12 Weingütern in Marokko sind und es nicht einfach ist, eine Betriebserlaubnis zu kommen. Dabei wird in Marokko schon seit Urzeiten Wein angebaut – nur der Konsum ist den Muslimen nicht erlaubt (was viele aber nicht davon abhält;-)). Wafaes spanischer Schwiegervater hat das Weingut vor vielen Jahren gekauft und ihm seinen Namen gegeben – die namensgebenden Störche sind auch fleißig auf dem Dach des Gebäudes mit dem Nestbau beschäftigt.

Die Verarbeitungs- und Abfüllanlagen des Betriebs stammen überwiegend aus Deutschland und Frankreich und entsprechen neuesten Standards, genauso wie das kleine hauseigene Labor. Insgesamt ist alles sehr modern und sauber, eine Grundvoraussetzung, um die vielen unangemeldeten Kontrollen gut zu überstehen und die Lizenz zu behalten. Gelagert wird der Wein in riesigen Edelstahlbehältern, Holzfässer gibt es hier mangels Material nicht. Wir werden durch sämtliche Betriebshallen geführt und dürfen alles in Ruhe anschauen – sehr beeindruckend.

Und dann geht’s zur Weinprobe: Es gibt Weißwein, Rotwein und Vin Gris (so etwas wie Rosé) aus verschiedenen Jahrgängen zum Probieren und sie sind alle köstlich. Alle Teilnehmer haben viel Spaß – und das Beste: Als Touristen dürfen wir den Wein hier auch kaufen und mitnehmen. In einem Land, wo der Kauf von Alkohol nicht immer einfach ist, eine super Sache. Da schlagen wir natürlich direkt zu und gönnen uns einen Karton mit 12 Flaschen.

Und: Es gibt den Wein auch zum Dinner, das Wafae anbietet. Und so finden wir uns gegen 19:30 Uhr alle schon leicht beschwipst zum gemeinsamen Abendessen ein. Es gibt marokkanischen Salat, eine Hühnchen-Tajine und Obst, alles sehr lecker. Wir quatschen uns dort dermaßen fest, dass die eine Flasche pro Paar nicht ausreicht, und wir noch was nachbestellen müssen 🙂

Fast alle bleiben den kommenden Tag noch da, wir auch. Das Wetter ist bestens, es gibt eine Dusche und noch jede Menge interessanter Gespräche. Abends entsteht spontan die Idee zu einem gemeinsamen Lagerfeuer, zu dem jeder ein paar Kleinigkeiten zu Essen mitbringt – und Wein haben wir ja alle!

Wir bleiben sogar noch einen weiteren Tag, da ich mich mit Wafae und ihren beiden Cousinen Oulayaa und Emen so gut verstehen, dass wir beschließen, am Folgeabend gemeinsam etwas zu kochen. Sie zeigen mir, wie man eine Art marokkanisches Fladenbrot macht und ich mache im Gegenzug Sellerie Pesto und Rosmarin-Kartoffeln. Später essen wir dann gemeinsam mit Wafaes Mann und Sohn. Vorher helfe ich den Mädels noch bei den Tajine-Vorbereitungen und dem Service für neu angekommene Gäste. Für mich als Kochbegeisterte ein tolles Erlebnis, so hautnah an den Kochtöpfen und in der Küche dabei sein zu können.

Durch den Mittleren
und Hohen Atlas

Wafae will uns am kommenden Tag eigentlich gar nicht gehen lassen – aber wir kommen bestimmt wieder! Zum Abschied schenkt sie mir noch ein traditionelles Festtagskleid, das ihr viel zu lang ist (sie ist bestimmt 1,5 Köpfe kleiner als ich) und Stefano bekommt einen Fez. So eine herzliche Begegnung, wir sind ganz hin und weg und freuen uns, so liebevoll und persönlich aufgenommen worden zu sein.

Für uns geht es erst auf der Autobahn gen Osten bis kurz vor Meknes und dann biegen wir auf die RN 13 Richtung Süden ab. Über Azrou und Zaida kurven wir durch den Mittleren Atlas, der uns auch dieses Mal wieder mit seiner großartigen Landschaft und den verschiedenen Bergformationen begeistert. Kurz vor Midelt biegen wir links auf eine kleine Seitenstraße ab, von der aus man auf verschiedene Pisten kommt – und steuern unseren Nachtplatz vom letzten Jahr an. Er liegt auf 1.400 Höhenmetern in einer Art Steinwüste und bietet ein Wahnsinns-360-Grad-Panorama.

100 Meter vor Erreichen unserer Parkposition gibt es allerdings im Wohnkoffer einen riesigen Knall und jede Menge Klirr… Einer unser Küchenoberschränke ist aufgegangen. Das hatten wir im letzten Jahr schon einmal. Der Grund ist einfach: Das Holz der Schränke arbeitet und der Boden sackt etwas ab – und damit greifen die Schnepper der Verschlüsse nicht mehr richtig bzw. lösen sich bei starken Rüttelpisten. Nachdem wir den Schrank vom letzten Jahr neu justiert hatten, ist er nie wieder aufgesprungen – nun will also der nächste justiert werden. Das machen wir auch gleich am nächsten Morgen – und diese Mal machen wir auch gleich die beiden dazwischen mit, sicher ist sicher.

Dafür haben wir aber direkt zu unserer Ankunft noch einen fantastischen Sonnenuntergang und können die schneebedeckten Spitzen im Hohen Atlas aufleuchten sehen. Draußen wird es jetzt windig und vor allem frisch, also schnell Gassirunde, was Essen und ab ins kuschelige Bett. Der nächste Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein und einem gewaltigen Bergpanorama – und mit eisigem Wind. Das hält uns auch davon ab, noch eine weitere Nacht hier zu stehen und wir nehmen statt dessen die nördlichen Ausläufer des Hohen Atlas in Angriff.

Auch hier ist die Landschaft unbeschreiblich schön, Bilder und Worte können das Gefühl hier nur sehr unzureichend wiedergeben, man muss es wirklich mit eigenen Augen sehen und erleben. Diverse Ah’s und Oh’s später lassen wir das Gebirge dann hinter uns und nähern uns dem Stausee kurz vor Errachidia. Hier hatten wir im letzten Jahr mehrere Tage sehr nett gestanden und haben damals unser Team Düdo aus den Niederlanden kennengelernt.

Aber: Die damalige Zufahrt ist von Baggern zugeschoben und der zuvor befahrbare Damm hat ein verschlossenes Tor bekommen. Hmm… Also kurzer Blick auf P4N und eine Alternative am seitlichen Seeufer entdeckt. Dort angekommen, begrüßen uns aber „No Camping“ Schilder. Wie wir später erfahren, wird das Freistehen aufgrund des Fehlverhaltens vieler Camper (Stichwort: kein Klo an Bord oder Kloentsorgung in die Natur) auch in Marokko zunehmend verboten bzw. geahndet. Sehr schade…

In der Palmerie vom Ziz Tal

Na gut, ich recherchiere weiter und finde ein kleines, von einem Berber und einer Französin betriebenes, Hotel mit Stellplatz im Ziz Tal, also rund 45 Minuten Fahrt entfernt. Die Beschreibung klingt gut, also hin. Und die Auberge des Anges und ihre Besitzer erweisen sich als absoluter Volltreffer! Marie und Hamid sind ganz liebe Menschen, mit denen wir in den kommenden Tagen sehr viel Spaß und vor allem sehr interessante Gespräche haben. Wir sind die einzigen Gäste und am Ende fühlt sich der Aufenthalt bei den Beiden wie ein Besuch bei Freunden an.

Die Auberge liegt bei Aoufous, direkt an einer Palmerie im Ziz Tal, das sich südlich von Errachidia sehr malerisch durch die Felslandschaft schlängelt. Alle Gebäude sind selbst gebaut und sehr liebevoll angelegt, es gibt eine wunderbare Dusche und drei Stellplätze vor dem Haus. Und – wenn man mag – jeden Abend Dinner mit den beiden, wobei Hamid ein vorzüglicher Koch ist. Wir steuern immer eine Flasche Wein bei und erfahren viele spannende Details über das Leben im Ziz Tal und seiner Ksars (Wohnansiedlungen), von denen es hier insgesamt rund 1.200 gibt.

Die beiden sind auch neugierig, mehr über unser Leben in Fred zu erfahren und bekommen natürlich eine Room Tour. Als ich dabei anmerke, dass wir so langsam dringend neue Bezüge für unsere Sitzpolster bräuchten, bietet Marie mir direkt an, mit mir zu einem Laden in Errachidia zu fahren, die genau sowas machen. Und zwei Tage, einen Stadt- und Souk-Bummel sowie ein paar kulinarische Highlights später, haben wir tatsächlich nigelnagelneue Bezüge aus einem super Stoff und perfekt angepasst. Und das alles für umgerechnet 70.- Euro. Wahnsinn!

Nach fünf Tagen geht es dann für uns aber weiter und wir freuen uns, eine weitere tolle Anlaufstelle für zukünftige Marokko-Besuche bei den beiden gefunden zu haben. Denn genau diese zwischenmenschlichen Begegnungen machen den Besuch in einem Land ja erst wirklich unvergesslich – zumindest für uns.

Nun zieht es uns aber Richtung Wüste – also macht Euch schon mal auf Offroad-Erzählungen im nächsten Logbuch-Eintrag gefasst!

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