Sorry! Google hat hier übersetzt:-)
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Reifenwechsel in der Wüste

Irgendwas ist ja immer – und nachdem wir bei Fred ja bislang (abgesehen von einem Platten und unserem Verteilergetriebeschaden) von Pannen verschont geblieben sind, scheint nun nach fast fünf Jahren mal wieder eine fällig zu sein. Und wenn schon, denn schon: Totalschaden eines Reifens. Also Reservereifen einwechseln und überlegen, wo wir für die nächsten zwei Monate in Marokko einen Ersatz bekommen. Wir sind zuversichtlich, dass wir in Zagora fündig werden – aber erstmal geht’s zu den großen Sanddünen in Merzouga.

Karte der Strecke


Der ist wohl hin…

Schon am Krater von Gara Medouar waren uns am linken Vorderreifen kleine Risse im Reifengummi direkt am Felgenkranz aufgefallen. Da hatten wir noch gedacht, dass sie dort vielleicht schon länger sind und wir sie nur nicht bemerkt haben – schließlich waren sie bis vor zwei Monaten (vorm Rotieren unserer Reifen) hinten innen. Na gut, also mal im Auge behalten. Am Platz mit dem Lagerfeuer schienen sie auch unverändert, aber als wir am aktuellen Platz einen Kontrollblick werfen, offenbart sich ein neues Szenario: Das Gummi scheint sich entlang der Felge wie Blätterteig aufzufächern, Stefano kann mit dem Messer reingehen und einen Hohlraum sehen, dahinter scheinen noch intakte Lagen Gummi zu sein, denn der Reifen verliert (noch) keine Luft.

Aber damit ist klar: Der Reifen ist hin, zumal das Problem an mehreren Stellen auftritt und es somit nur eine Frage der Zeit ist, bis er Luft verliert (best case) oder während der Fahrt platzt (worst case). Na gut, also Einsatz für den Reservereifen. Der ist bei uns ja in der Garage, aber um an ihn ranzukommen, muss zunächst das Motorrad raus und der restliche lose Krempel… Wobei wir das über die Jahre jetzt schon echt gut optimiert haben. Aber nur wenn alles raus ist, können wir den Reservereifen von der Wandverschraubung lösen, an den Flaschenzug hängen und raus- bzw. ablassen – denn einen 200 kg Reifen zu heben, funktioniert logischerweise nicht 😉

Gesagt, getan. Dann den beschädigten Reifen runter – schön bequem mit Pressluftschrauber – an die Seite gerollt und den Reservereifen in Stellung gebracht. Nun mit Hilfe eines Holzklotzes und einer Brechstange auf die Bolzen gehebelt und alles wieder festschrauben. Dafür braucht Stefano nur eine gute halbe Stunde. Das ganze Rein- und Rausräumen aus der Garage (denn der beschädigte Reifen fährt jetzt hinten mit) und das Auspacken und Wegräumen des Werkzeuges, des Wagenhebers und der Unterleghölzer dauert hingegen mehr als eine Stunde. Aber wo das Motorrad nun schon mal draußen ist, gönnt Stefano sich zur Belohnung zumindest eine kleine Spritztour.

Ich mache derweil Nudelsalat, dazu gibt’s unsere letzten Biere und dann wäre das erledigt. Dumm ist nur, dass wir nun keinen Reservereifen mehr haben, denn das beschädigte Rad kann man nur noch im äußersten Notfall montieren, um damit in Schrittgeschwindigkeit über eine kurze Distanz zu fahren. Nicht die besten Voraussetzungen für 9 weitere Wochen Marokko, in denen wir natürlich auch noch weitere Offroad-Strecken fahren wollen. Aber wir sind ja immerhin schon in der Nähe von Merzouga und von dort sind es über Asphalt noch rund 280 km bis Zagora, dem Werkstattparadies in Marokko. Und dort wird sich hoffentlich eine Lösung finden.

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An den großen Dünen in Merzouga

Aber zunächst geht es für uns am Folgetag über 30 sehr holperige Pistenkilometer (die hätte der defekte Reifen wohl nicht mehr geschafft), durch zahlreiche tief ausgewaschene Oueds nach Merzouga. Hier steuern wir erstmal das Zentrum an, laden unser Internet-Datenvolumen auf und kaufen ein paar frische Sachen wie Obst, Gemüse, Brot, Milch etc. ein. Und dann steuern wir wieder „unsere“ Kasbah vom letzten Mal an, sie heißt jetzt allerdings nicht mehr „Rose du Sable“ sondern „Les Roses des Dunes“. Die netten Besitzer sind allerdings immer noch dieselben und haben im Laufe des letztens Jahres fleißig gebaut.

Die schönen Stellplätze direkt im Sand an den großen Dünen gibt es aber zum Glück immer noch. Und so genießen wir für ein paar Tage den großartigen Ausblick, eine heiße Dusche, schöne Dinner bei Kerzenschein am Kamin, machen ein bisschen Handwäsche, nutzen das Free WiFi für diverse Updates und schnacken mit anderen Overlandern. Parallel dazu nehmen wir schon mal Kontakt zu einer der gängigen Werkstätten in Zagora auf, um zu hören, ob sie uns einen Ersatzreifen besorgen können. Sie sind zuversichtlich, also ist das nächste Ziel klar.

Zwischenstopps unter Palmen
und im Sandsturm

Nachdem wir noch unser Wasser aufgefüllt und frisches Gemüse und Datteln gekauft haben, sind wir startklar – eigentlich. Nur TomTom macht uns mal wieder Sorgen: Unser Senior scheint sich beim Rumtollen in den Dünen etwas überanstrengt zu haben und schwächelt mal wieder stark auf der Hinterhand. Und zu allem Überfluss hat er sich auch noch ein Kralle abgerissen… Zunächst chillt er wie immer in seinem Körbchen beim Fahren, aber dann schafft er es kurz vor Alnif nicht mehr, sich aufzurichten und sich umzudrehen – so können wir natürlich nicht weiterfahren.

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Also schnell auf p4n nach einem Stellplatz geschaut: Knapp 20 km hinter Alnif gibt es das Hotel Meteorites, das auch ein paar Stellplätze auf seinem Gelände anbietet. Der Platz erweist sich als wunderschönes Gelände mit ganz vielen Palmen, einem Pool, einer Dachterrasse und natürlich dem Hotelkomplex. Wir parken auf dem Kiesplatz ein und TomTom macht erstmal ein Entspannungsschläfchen auf seinem Lieblingsplatz unterm Tisch. Am Abend geht’s ihm schon wieder besser, wir gönnen ihm aber trotzdem noch einen Tag Ruhe – zumal wir den ganzen Platz für uns allein haben. So komme ich auch mal wieder zum Arbeiten.

Dann geht’s weiter Richtung Zagora, wobei wir rund 20 km vorher links in die Steinwüste zwischen zwei Bergketten abbiegen und uns dort ein nettes Plätzchen suchen – das sich zum Glück auch als einigermaßen windgeschützt erweist, denn am nächsten Tag herrscht ordentlich Sandsturm und die ganze Landschaft inklusive der Bergketten versinkt komplett im Staub. Wir sitzen das einfach ganz gemütlich aus, bis wieder die Sonne scheint.

Auf zur Garage Iriki in Zagora

Und dann sind wir eine halbe Stunde später bei der Garage Iriki in Zagora, wo wir gleich mit großem Hallo empfangen werden. Die Jungs fangen direkt an, nach einem Reservereifen für uns rumzutelefonieren, wobei unsere Reifengröße hier nicht so einfach zu bekommen ist – und zudem ist auch noch Wochenende, wo zumindest bei den größeren Reifenhändlern auch hier niemand zu erreichen ist. Aber ab Dienstag trudeln die ersten Bilder mit potenziellen Ersatzreifen bei uns ein und Dienstagabend haben wir uns für einen davon entschieden. Er wird über Nacht aus Casablanca nach Zagora geliefert – und das klappt auch alles reibungslos.

Wir sind derweil auf dem Camping Sindibad ganz in der Nähe untergekommen, so dass wir dort auch ganz entspannt unsere Garage entladen können, damit der Reifentausch dann vor Ort schneller geht – denn die Platzverhältnisse vor der Werkstatt sind doch eher begrenzt. Tatsächlich findet der Reifenwechsel dann vor einer Reifenbude etwas außerhalb des Stadtkerns statt, da dort etwas mehr Platz für unseren Fred ist. Nach 1,5 Stunden ist alles erledigt! Der neue Ersatzreifen macht einen guten Eindruck, er ist zwar kein Pirelli wie unsere anderen, sondern ein Michelin – aber das ist uns egal, Hauptsache, wir haben wieder einen intakten Ersatzreifen!

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Natürlich nutzen wir die Gelegenheit auch, um uns Zagora anzuschauen – und wir bekommen Besuch! Mehr dazu im nächsten Beitrag 😉

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